Telefónica macht Daten zur Ware

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Rund 300 Millionen Kunden hat der spanische Telekommunikationskonzern Telefónica weltweit. Das ergibt 300 Millionen Kundenprofile, Milliarden von Verbindungsdaten, zig Millionen Bewegungsprofile von Handytelefonierern. Das Unternehmen sitzt auf einer gigantischen Datenmenge, kontinuierlich wird diese größer – Stichwort Big Data. Jetzt will das Unternehmen damit Geld verdienen und Paketweise an Geschäftskunden verkaufen. Die Daten sollen dabei nach Unternehmensangaben anonymisiert und so gebündelt werden, dass keine Rückschlüsse auf den einzelnen Kunden möglich sind. Eine neue Geschäftseinheit mit Namen „Telefónica Dynamic Insights“ wurde dafür gegründet. Ihr erstes Produkt: Smart Steps. Damit sollen Geschäftskunden und Behörden erfahren, wie viele Menschen – möglicherweise unterteilt nach Altersgruppen, Geschlecht oder anderen Merkmalen – sich wo wie lange aufgehalten haben.

Mit seinen Plänen hat Telefónica, zu der in Deutschland die Mobilfunkmarke O2 und 25 Millionen Kunden gehören, den Nerv von Datenschützern und Verbrauchern getroffen. „Standortdaten sind hochsensibel,

weil eben über sie eindeutig erkennbar ist, wo sich jemand aufhält“, sagte Weichert einen Bericht der Berliner Zeitung zufolge dem Sender HR-Info. „Insofern sehe ich es mit großen Bauchschmerzen, dass jetzt offensichtlich Telekommunikationsunternehmen beginnen, diese Daten in die Welt zu streuen.“

Eine Sprecherin des Bundesdatenschutzbeauftragten verwies auf die rechtliche Situation: In Deutschland dürfen solche Daten nur dann ausgewertet und verwendet, wenn sie anonymisiert würden und der Kunde seine Einwilligung zur Verwertung gegeben habe.

netzpolitik.org weist darauf hin, dass es parallel zur Ankündigung von Telefonica, das Projekt in Deutschland zunächst nicht umzusetzen, Gespräche dazu mit deutschen Unternehmen und auch schon einen Prototypen gibt.

Telefónica jedenfalls kann die neue Einnahmequelle gut gebrauchen. Der Konzern ist mit über 50 Milliarden Euro verschuldet. Um seine Schuldenlast zumindest ein wenig zu senken, hat er am 30. Oktober knapp ein Viertel seiner deutschen Tochter für fast 1,5 Milliarden Euro an die Börse gebracht. Neue Einnahmequellen tun weiterhin not.

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Telekommunikationsunternehmen plant den Verkauf von Bewegungsdaten an Wirtschaftsunternehmen


Projekt Smartsteps von Datenschützern gestoppt

5 Gedanken zu „Telefónica macht Daten zur Ware

  1. Inzwischen hat sich auch die Bundesregierung über das Wirtschaftsministerium zu Wort gemeldet
    „Bundesregierung verbietet O2 Datenhandel
    31.10.2012, 15:42 Uhr

    O2 darf die Bewegungsdaten seiner Kunden nicht verkaufen. Das hat eine Prüfung des Wirtschaftsministeriums ergeben. Mit solchen Vermarktungspraktiken werde der Verletzung der Privatsphäre Tür und Tor geöffnet.“

    http://ow.ly/eUSfD

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